Wie kann da Verbindung aufkommen?

Das Kreis-Setting unserer Sharingcircle ist sehr speziell – anders als gewohnt und lässt manchmal bei neuen Frauen Fragen aufkommen und Empfindungen von kalt und unverbunden und Unverständnis. Dieser Artikel klärt die häufigsten Fragen.

Warum reden wir nicht miteinander

Wir reden im Alltag sehr viel und sehr viel mit anderen Menschen und naja die meiste Zeit auf recht typische Art und Weisen, die wir so nicht im Kreis wollen. Wir wollen neues Erforschen.

Ja -es kann auch neue Arten von Dialog geben. Auch das können wir erforschen. Aber tatsächlich finde ich das Zuhören und das Selbstausdrücken zwei sehr elementare Eckpunkte, die für alle Kommunikationsbelange helfen können. Wenn ich nämlich einen tiefes Zuhören und Bezeugen übe, ohne mich darin zu verlieren oder mich in Bewertung zu verlieren oder in Reaktion. Der Teil ist meist der einfachere für Frauen – auch wenn das mit dem „ohne mich darin zu verlieren“ für viele schwierig ist. Hier ist ein Artikel über die tiefere Betrachtung von Bezeugen.

Ich habe so optimal die Möglichkeit, für mich zu sprechen, zu hören und Durchsprechen zu nutzen – lautes Denken – im aufmerksamen Raum, was den Fokus auf meine eigene innewohnende Weisheit und mein Erleben lenkt und nicht auf Ratschläge, Anleitungen, Anforderungen von außen.

Wir sind es gewohnt, dass wir Verbindung durch Zustimmung und Gleichheit herstellen. Durch „mmm“ „ja, geht mir auch so“. Und wenn eine eine konträre Meinung hat, uns weniger zugehörig zu fühlen. Hier geht es um Jede ist anders, jede ist individuell und großartig. Hier geht es darum, dieses in der anderen zu ehren und in sich selbst zu entdecken. Sicherlich könnte man dazu auch dialogische Wege finden – es ist aber nicht nötig. Und gerade die Themen, mit denen wir konfrontiert werden, wenn es „nicht klappt“ sind die hilfreichen.

Wie soll das funktionieren, wenn wir nicht miteinander reden

Wie also kommt Verbundenheit zu stande? Verbundenheit geschieht durch Empathie, durch Mitfühlen, durch Offenheit, durch Nichts-vortäuschen. Dadurch, keine Performance, keine Rolle abzuliefern, kein äußeres Bild. Sondern sich ganz zu zeigen. In den Schritten, die jemand als machbar empfindet.

Wir können auch im Alltag Verbindung fühlen mit Menschen, mit denen wir nicht reden oder die nicht zu unserer Gruppe gehören. Mit Fremden auf einem gemeinsamen Event zum Beispiel. Und diese Ebene ist es auch hier – nur dass ich die Menschen hier kennenlerne – anders als auf großen Events.

Wir Menschen sind biologisch auf Verbindung ausgelegt. Wir sind Gruppenwesen. Wir können immer in Verbindung mit anderen gehen. Das entspricht unserer Natur.

Und dadurch ist es dann auch nicht kalt.

„Kalt“, „leer“,  „abweisend“ ist unsere Interpretation der Situation wenn ich unsere Alltagserfahrung auf das Kreissetting stülpe. Und vielleicht besonders mit einem Background besonders kommunikativer Kulturen. Hier ist es anders. Aber nicht kalt. Selten erlebt mensch so viel berührendes, tiefgehendes in so kurzer Zeit. Auch wenn es keine Garantie gibt, dass es immer so ist, es gibt auch ruhige Kreise, die eher an der Oberfläche bleiben – auch das ist ok.

Wie frau die Verbindung spüren kann

Der Hauptfaktor ist das Einlassen.

Einlassen bedeutet, aus dem Beobachterinnen und Einsortiermodus herauszukommen. Wir haben verschiedene Arten, wie wir an etwas teilnehmen können. Und meistens ist unsere gewohnte Art bei einer neuen Art von Veranstaltung, eine innere Distanz zu wahren: Zu schauen, wie ich es finde. Inklusive Liste von inneren Verbesserungsmöglichkeiten. Von ablaufenden Vergleichen.

Ich kenne das auch. Es ist ein reales Problem für mich, wenn ich auf Veranstaltungen gehen von Gruppen mit anderem Konzepten mit ähnlicher Ausrichtung. Dann brauche ich extra Konzentration, um von der „ich schau mal, wie ihr das macht“-Beobachterin zur Teilnehmerin zu werden.

Nur durch innere Offenheit, eintauchen, nicht zerdenken sind diese Erfahrungen möglich.

Denn unser Verstand hat die wirklich einmalige Fähigkeit, alles kaputt zu reden.

Und gar nicht so selten ist es angebracht, den Verstand daran aktiv zu hindern, sich einzumischen. Einfach da zu sitzen wie in einer Umarmung, wie in der Badewanne, wie an einem wohligen Ort und die Kritikerin auf leise zu stellen. Denn der Kritikmodus verhindert ganz allgemein das Fühlen und Wahrnehmen – holt uns aus dem Erleben heraus.

Was noch im  Weg stehen kann

Wir haben so oft alle in unserem Leben erlebt, dass kein Raum für unsere Äußerung war, wir gar nicht zu Wort kommen konnten. Und dass unsere Äußerungen abgetan, relativiert, bagatellisiert wurden oder wir beschähmt wurden für die Äußerung oder uns gar Wert abgesprochen wurde.

Wenn wir die Erfahrung internalisiert haben, dann erscheint es uns als Realität, dass die anderen uns abwerten, ohne dass sie das tun. In diesem Fall ist diese Form des Sharings herausfordernd, bietet aber eben darin die Heilungsmöglichkeit.

Es ist die immerwährende Übereinkunft, dass jede präsent und wohlgesonnen bezeugt. Es ist immerwährende Übereinkunft, dass nicht schlecht hinter dem Rücken von einer Schwester gesprochen wird. Beides bedeutet, dass sich alle Frauen Mühe geben, nicht zu urteilen. So gut sie können. Und immer den Mensch hinter den Worten sehen, immer die Verbindung und Wertschätzung als wichtig zu nehmen. Das macht einen sicheren Raum aus.

Es passiert, dass wir an schlechten Tagen diese Tatsachen vergessen, und uns der laute negative Selftalk so viel realer erscheint. Das passiert. Aber trotzdem gilt das obige. Auch wenn ich vergessen habe, es wahrzunhemen, oder es gerade nicht wahrnehmen kann: alle sind mir wohlgesonnen. Bezeugen mein Erleben. Ehren mein Erleben. Begegnen mir mit Offenheit, Empathie und Mitgefühl.

Der Trick ist, das immer wieder sich in Gedächtnis zu rufen und es als Grundlage und Grundannahme zu akzeptieren.

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