Von den einsamen Frauen #7

Ich zähle die Male nicht, die sie mich verschlang. Zerkaut, verdaut und wieder ausgespült setzte ich mich so oft neu zusammen, dass mein Spiegelbild mir nicht mehr gleicht. Wenn ich ihn nur hinnähme, diesen von Narben marmorierten Leib, dann würde sie ablassen, dachte ich. Hoffte. Betete. Jetzt aber, mit dem Elfenbeinkind, erwischt sie mich im Bodenlosen. Sie entreißt es mir nicht, nein, sie legt es mir in die Arme. Mir wird schwarz, ich mag nicht denken, was sie von mir fordert. Die kleinen Finger brechen so leicht, der Kopf ist doch bloß eine Eierschale zwischen meinen Backenzähnen. Alles tut mir weh, ich muss das Kind ganz hinunterwürgen, ehe ich erkenne. Den Kessel in mir, den schillernden Sud. Der alles vereinnahmt. Nichts bleibt roh. Was ihm entspringt, dem hat er die Angst aus den Eingeweiden gewaschen. Ich bringe das Kind aus mir hervor wie eine kostbare Larve. Die Raupe wird Mutter in zarteste Seide hüllen.

 

Maria, Oktober 2022

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