Ein hartes Lied sitzt in meinem Schoß. Es schreit und trommelt sich auf die Brust. So sehr ich es hätschele, ich bringe es nicht zum Schweigen. Und wenn es laut ist, dann kann ich nicht leise sein. Alle Welt schielt nach mir, die Engsten reden mir gut zwischen ihren vorgehaltenen Händen zu. Sie wollen mich zur Vernunft bringen. Das Lied bockt. Ich warte. An meinen Bluttagen zieht es mir den Rumpf zusammen. Mein Körper ist unbrauchbar, auch wenn ich folgsam meine Pflichten verrichte. Ich schaue auf die Rinnsale, die zwischen meinen Knöcheln zusammenfließen. Darin sind Klümpchen, die sehen aus wie die, die ich vermisse. In mir wimmert das Lied. Sie kommen nicht wieder, also will ich für sie singen. Ich rolle mich zu einer Schnecke zusammen. Wenn mein Körper nicht brauchbar ist, kann ich wenigstens ihre Namen sagen. Das tue ich hinter meinen vorgehaltenen Händen. Und hinter mir: das Lied.
Von den einsamen Frauen #5 (Keening)
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