Falsch gelernte Lösungswege

Lösungswege – die eine Sackgasse oder ein Teufelskreis sind

Im Laufe unseres Lebens erlernen wir Lösungsstrategien, von denen einige nicht funktionieren. Gerade solche sind oft unsere Kernstrategien. Wir alle haben solche Lösungswege die gar keine sind sondern ein Problem-Fortschreiben-Rezept sind. Was wir nicht sehen können – dort sind wir komplett blind – denn es sind ja Lösungswege. Folglich muss das Problem woanders liegen: die Methode ist falsch – oder – wesentlich beliebter: ich bin nicht dafür geschaffen oder: es geht überhaupt nicht.

Und wir haben wir alles versucht, was in unserer Macht lag.

Das stimmt. Alles was bis hierhin in unserer Macht lag.

Alles was unsere „Lösungsstrategien“ hergaben. Nur waren diese Strategien leider keine Lösungsstrategien sondern gaben das nur vor.

Alles, was wir uns bis hierhin erarbeitet haben – alles uns zur Verfügung stehenden Lösungsstrategien ausprobiert. Deswegen ist es dann oft ein Affront, wenn jemand behauptet es würde doch funktionieren und am Ende sogar an uns liegen dass es nicht geht.

„hab ich doch gleich gesagt, du kannst es halt nicht“ sagt die kleine fiese Stimme. Und schon sind wir wieder in den Denkmustern, die uns kleinhalten und unsere Box bestimmen, die wir nicht durchbrechen können.

Lösungs-Strategien. die keine sind

  • Mit dem Kopf durch die Wand
  • Einfrieren (bis ich die Lösung weiß)
  • Wegducken und ignorieren
  • Mich so lange unter Druck setzen bis ich zusammenbreche
  • Es als persönlichen Affront ansehen, dass das Problem überhaupt existiert
  • Jemand anderem die Schuld geben
  • Oder – meistens: eine lustige Kombination aus allem.

Und bevor wir die Strategien im Detail ansehen  noch einmal die Erinnerung: das ist nicht dein Versagen, nicht deine Schuld. Wir haben in diesen Dingen zu wenig Unterstützung beim Lernen, es steht auf keinem Lehrplan und unserer ersten Vorbilder und Eltern können genau all das auch nicht. Die Mehrheit der Menschen hat die gleichen (bzw. ähnlich gelagerte Probleme). Wie also hätten wir es anders lernen können – der Lernzeitpunkt ist jetzt erst jetzt oder frühestens jetzt.

Ich habe auf meinem spirituellem Selbstentfaltungsweg schnell gehört und begriffen, dass „anderen die Schuld geben“ nicht hilfreich ist. Aber die anderen Lösungswege die keine sind, habe ich erst Jahrzehnte später identifiziert nach unfassbar vielen schmerzlichen Wiederholungen und es ist nicht so, dass sie nicht immer noch mit dem Schild „Lösung“ um die Ecke kommen und als erste vor mir stehen. Und ich sage dir, es ist ein wundervolles Gefühl, hinzuschauen und zu sehen – ach halt das war ja nur dieser Pseudowicht, gar keine Lösung. Aber bisher merke ich es erst, wenn ich schon abgebogen bin – erst letzens habe ich wieder Wochen dafür gebraucht – aber trotzdem jedes einzelne Mail ist ein Erfolg.

Mit dem Kopf durch die Wand

Wenn ich versuche jegliches Problem durch Willenskraft zu lösen. Durch ein angespanntes „ich will aber“. Gut kombinierbar mit der Strategie sich selbst unter Druck zu setzen. Ich nutze also all meinen Fokus und Willenskraft das zu tun, was mein Wille/Ego als richtig entschieden hat – völlig egal, was da wirklich vor meiner Nase liegt – und ob es vielleicht eine Wand ist.  Die Tatsache, dass ich da durch muss ist so verinnerlicht, dass es eine unsichtbare Prämisse wird. Dass dies selbst gar nicht mehr sichtbar oder verhandelbar ist. Es gibt nur einen Weg, nur eine Lösung. Machen. Nur fest genug wollen. Sich zusammenreißen. Weitermachen. Etc pp.

Diese Strategie scheitert an der Wirklichkeit. Ich verausgabe mich völlig in meinem Irrweg – jegliche Kraft wird gebrauch um noch mehr Willenskraft dadurch zu gehe. Dadurch dass aber der ganze Weg, die ganze Methode falsch ist, kann es nur im Desaster enden.

Diese Methode haben aber viele von uns aktiv beigebrach bekommen: „du musst dich nur anstrengen“, „wenn du nur willst, dann klapp das schon“…

Nein. Tut es nicht. Auf diese Weise ist es keine Lösung, sondern ein Irrweg.

Indizien, um ihn zu erkennen: Verbissenheit, Gereiztheit, über die Kräfte gehen, angespannt, konzentriert, durchkämpfen, „single-minded“ man sieht gar nichts mehr anderes kann an nichts anderes mehr denken.

Und wir denken mit nur noch ein bisschen mehr Willenskraft / Durchhalten schaffen wir es. Aber dieser Zustand kommt nicht. Vorher brechen wir zusammen oder müssen anderweitig aufgeben Denn das Ziel wird so nicht erreicht.

Und ja das Irre ist, es gibt Situationen in denen es hilft – noch ein Grund, es falsch zu lernen. Mir hat es definitiv geholfen als ich den Kinderwagen mit meiner Tochter am Treppeherunterfallen hindern musste, obwohl es eigentlich meine Kräfte überstieg oder zumindest am Rand war.

Aber es gibt klare Indizien, wann eine Strategie hilft und wann nicht: Das Wichtigstes indiz ist – das Problem ist gelöst.

Diese Willenstrategie kann für eine akute Kurzsituation helfen oder vielleicht helfen, nicht aufzugeben (da bin ich aber skeptisch). Ich glaube, dass scih aus der Erfahrung, nicht aufzugeben sich nochmal anzustrengen in einer konkreten Situation dann dieser Lösungsirrweg verfestigt hat.

Irrweg: Einfrieren

Manchmal erscheint ein Problem zu groß zu komplex. Es macht uns bewegungsunfähig. Wie das Kaninchen vor der Schlange. Und das können wir dann uns selbst erklären als notwendig, weil man ja erst handeln kann, wenn man alle Fakten kennt. Nope. Leider können wir bis in alle Ewigkeit warten und uns bei der Gelegenheit vielleicht auch beständig Druck machen deshalb. Denn das Leben ist fürchterlich komplex. Vermutlich komplexer als wir es zu verarbeiten in der Lage sind. Handeln tun wir trotzdem und sollten wir auch. Denn handeln erschafft uns Handlungsräume, Macht, veränderte Realitäten – es ist etwas schönes. Natürlich muss niemand sofort losrennen und unüberlegt handeln – aber zwischen einrieren und alles wissen wollen und analysieren (was die Entscheidung immer schwieriger und komplexer ja unmöglicher werden lässt) und unbedacht handeln liegt ein sehr weiter Raum der echten Lösungsstrategien.

Wegducken und ignorieren

Das war meine frühere Lieblingsstrategie. Wenn ich es nicht gesehen habe, ist es kein Problem. Funktioniert garantiert nicht im Umgang mit Ämtern, Gläubigern, Geld, Gesellschaftlichen Erfordernissen und bringt auch jede Beziehung ins Desaster. Ich glaube das ist bei mir aus einer Mischung von Jugendlichem „Ist mir doch egal“ / ich will nicht verantwortlich sein und zu komplex und einschüchternd um überhaupt hinzusehen entstanden. Heute habe ich es noch, wenn ich dreimal an einem Taschentuch am Fußboden im Flur vorbeigehe, bevor ich es aufhebe. Naja ich brauche bei vielen anderen Anlässen des Erwachsenenlebens immer eine Spur Kraft und Aufmerksamkeit, um eben mich nicht wegzuducken. Weil es mein Kopf immer als verlockende Strategie darstellt – oder schlimmer noch – mir gar nicht erst bewusst zeigt sondern die Reaktion schon eingeübt und geschehen ist ohne dass ich es gemerkt habe.

Unter Druck setzen

Au ja: Statt ein Problem wirklich zu lösen -. Durch Handlungen – beschäftigen wir uns damit, uns unter Druck zu setze und diesen stetig zu erhöhen. Die Hölle. Und eine die wir fast alle kennen. Vielleicht ist es das, was wir als Kinder gelernt oder wahrgenommen haben, wenn Erwachsene versucht haben, uns zu etwas zu bringen (was wir in dem Augenblick gar nicht eingesehen haben) Das ist aber kein guter Grund es heute auf sich selbst anzuwenden. .Druck erzeugt Gegendruck. Druck ist ungesund. Diese Form von Unterdrucksetzen ist gewaltvoll, meine Würde und mein Sein verachtend. Und dabei kann ich das so gut.

Ich erkläre mir das als Verlegenheitsreaktion. Wir haben einfach nicht gelernt vielleicht nie erfahren oder zumindest nie als Basis genommen, dass wir etwas ohne Druck tun können und zwar besser. Wir nehmen an es wäre der einzige Weg zu lernen. Die Wissenschaft hat das schon lange lange lange widerlegt  – das Gegenteil ist wahr – aber in uns lebt es fort.

Es als persönlichen Affront auffassen

So etwas darf doch nicht passieren. Das ist doch eine Frechheit. Das kann doch nicht sein. Sind die Indizien für diesen Irrweg. Da dreht sich dann alles darum wie das nur sein kann. Und aus dieser Perspektive kann es entweder das eigene Versagen / Verschulden oder das Versagen/ Verschulden anderer auffassen – und beides ist sehr schmerzhaft. Hier wird sofort gleichzeitig noch die Wertung und der Kampf um Schuld aufgemacht, was jegliche Herausforderung und Problem extrem schmerzhaft macht. Mir scheint auch der Handlungsspielraum in dieser Variante besonders klein – oder nicht vorhanden.  Als einzige Handlugnsmöglichkeit wäre da dann ja höchstens Kampf. Nur ist Kampf gegen ein Problem keine Lösungsstrategie. Kampf gegen einen Angreifer . ja – Kampf gegen ein abstraktes Problem – nein.

Jemand anderem die Schuld geben

Gut, das ist der Klassiker. Den kennen wir alle und haben wir auch alle schon durchschaut. Ich überrasche mich zwar damit, Fälle zu entdecken, bei denen ich jemandem die Schuld gebe, die ich gar nicht sich sehen würde – aber naja wenigstens ist der Fall bekannt. In spirituellen Kreisen haben wir hier auch gerne mal die Gesellschaft und die Eltern. Ja klar. Da läuft und lief viel falsch. Aber Schuldzuweisen lösen keine Probleme – haben sie noch nie. Sie sind eine Art Verantwortungsabwehr: ich kann ja gar ncihts dazu ich bin nicht verantwortlich und ich bin nicht schuld.

Die gute Nachricht ist, es geht nicht um die Schuldfrage. Du bist wirklich nicht schuld. Und du trägst auch nicht die Verantwortung für den Klimawandel aber für ein Problem, das dich betrifft, trägst du eine Lösungsverantwortung. Ui da schreit mein Wegduckenmechanismus auf und ich bin weg. Auch ok. Aber nichts davon ist eine Lösung.

Nebenschauplätze, die uns in den Mustern gefangen halten

Alle Lösungsirrwege stellen sich als Lösung dar und fast immer sind sie komplett unbewusst. Wir können heftig bestreiten das zu tun. Denn wir sehen es nicht. Wir sehen den Punkt nicht, an dem wir entscheiden. Und schon gar nicht, dass es dort eine Wahl gibt. Jedes mal, an dem man es merkt ist deshalb ein großer Erfolg!

Und ja – jede von uns ist zu jedem Zeitpunkt in der Lage neues zu lernen. Es ist nicht so, dass gewisse Menschen auf gewisse Strategien genetisch festgeschrieben sind. Dass wir nicht anders können.  Nein. Es fühlt sich nur anfangs so an. Das ist die gefühlte Ausgangspunkt vorm Wachstum. Aber zum Glück nur die gefühlte interpretierte Realität – nicht die echte.

Vor allem machen alle diese Lösungsirrwege ein neues Drama auf – eine Ablenkungsszenario und Nebenschauplatz in dem wir uns komplett verlieren – und so überhaupt gar ncihts  zur wirklichen Lösung beitragen- obwohl wir das Gefühl haben 24/7 nichts anderes zu tun und alle unsere Kraft hineingeben – in den Nebenschauplatz. Ein völlig fieser Teufelskreis, der uns da gefangen hält und das über weite Strecken unseres Lebens.

Du hast das bestimmt auch schon mal erlebt, dass du dir Tage lang Sorgen um etwas gemacht hast alle Optionen 100mal im Kopf durchgegangen bist – und dann machst du es und es ist eine Sache von 10 Minuten und ganz einfach. Wir speichern das oft verwundert als Ausnahme oder wir können es auch als Beleg verbuchen, es wieder mal falsch gemacht zu haben.

Aber wie wäre es, wenn das die Realität ist. Wenn es so einfach sein kann. Ganz oft. Fast immer. Immer.

Ich finde das krass. Wenn ich sehe, wieviel Lebens-Energie ich in das Problemfühlen (die Lösungsirrwege und Gefangensein in Angst) stecke und überlege mir stünde all diese Energie und Lebenszeit zur Verfügung – dann wird mir regelmäßig schwindlig von den Möglichkeiten, die das mit sich bringt.

Was könntest du hiervon mitnehmen?

* Wenn etwas bisher nicht geklappt hat, heißt das nicht zwingend dass es nicht geht oder ich das nicht lernen kann.
* Vielleicht ist meine Lösungsstrategie gar keine sondern erhält das Problem aufrecht.
* Liebevolle Aufmerksamkeit und Neugierde kann das Entlarven.

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