Im Kreis sitzen als Entwicklungsweg
Umgang mit Gefühlen beim eigenen Sharing und wo geht es lang

Dies ist ein Artikel über die Möglichkeiten und Grenzen des Kreises und wie ich einen Heilungsweg darin beschreiten kann.

Gefühle beim Sharing

Es gibt verschiedene Kreissituationen und verschiedene Gefühle bezüglich unserer Sharings.

Manchmal spüren wir Erleichterung nach dem Reden. Es war dann das, was wir umgangssprachlich „von der Seele reden nennen“. Eine wunderbare Reinigungsfunktion.

Manche Sharings haben bei der Teilenden keine tiefen Gefühle, sie dienen dem Mitteilen von Erlebten oder dem zurecht sortieren der Dinge, die wir im Kopf mit uns herum tragen.

Manchmal fühlen wir uns kraftvoll. Wenn wir gerade etwas erlebt haben, etwas ausgepsrochen haben, das reif war, für uns zu verstehen und gleichzeitig neu. Wenn wir hier unseren Mut fühlen können, etwas neues auszusprecen. Wenn wir uns diese Position schon zu eigen gemacht haben, oder mit der Art des Themas umgehen können, fühlen wir uns kraftvoll nach dem Reden. Wenn Puzzelsteine an den richtigen Platz gefallen sind, wenn ich einen Vorsatz in die Tat gesetzt habe, es jetzt auch auszusprechen

Manchmal fühlen wir uns bedrückt, traurig, niedergedrückt. Dies ist der Fall, wenn wir etwas teilen, was uns tief bewegt, schmerzhaft für uns ist. Dann fühlen wir das Gefühl das damit einhergeht. Das ist nicht verkehrt. Es ist nicht schön. Und wir tendieren dazu, belastende Gefühle fühlen als Misserfolg zu bewerten oder als Problem, aber tatsächlich ist es folgerichtig und notwendig zur Heilung. Gefühle nicht zu fühlen, würde bedeuten, sie zu vergraben und das ist auf lange Sicht sehr ungesund.

Es gibt aber zwei Wege bei den belastenden Gefühlen. Wenn wir die Situation mit einer Story nacherzählen, festigen wir sie gegebenenfalls bzw. haben eben nichts zu ihrer Auflösung getan. Story meint hier das intellektuelle Drumherum warum etwas so ist und mir passiert ist (und warum es wieder passieren wird, oder nicht weggehen wird, warum ich es verdient habe). Die Story ist eine Rechtfertigung. Es ist wenn wir es erzählen die logische Verkettung: ich muss so fühlen, weil. Ja, manchmal ist das so, dass wir das teilen. Aber wenn wir hier stehen bleiben, verändert es sich nicht und wir haben keinerlei positiven Effekt davon. Wenn es eine Nichtigkeit ist, ist das nicht schlimm. Eine andere Art ist, die Gefühle nicht als Gefühle als Reaktion zu sehen sondern als Ausdruck der Welt – was oft mit einer Story einhergeht.

Bei großen Themen hält uns die innere Logik dann gefangen: Weil es suggeriert, es gäbe keine Alternative und das ist der Schmerz-Verursachende Punkt. Wenn dann das ganze dann unseren Selbstverletzung unterstützt: unsere Selbstbeschämung, unsere Selbstkritik, unser Gefühl von falsch zu sein, von so nicht sein zu dürfen – dann sitzen wir im Kreis und fügen uns selbst Verletzung zu durch das darauf beharren und bestärken der selbstdestruktiven Sichtweise. Das ist nicht böse gemeint, wir alle haben das schon gemacht. Es bedeutet nicht, dass wir absichtlich so handeln. Es ist Tel der Verletzung, teil unserer Schutzmechanismen, dessen, was wir gelernt haben.

Leider ist das gar nicht so selten. Und es ist okay in dem Sinne, dass es die Position abbildet, an der die Frau sich gerade befindet. Ihre Realität. Es ist also nicht verkehrt.

Was kann der Kreis und was nicht

Genau an der Stelle kann der Kreis nicht von alleine heilsam wirken. Ein Sharing verschafft hier keine Abhilfe aus sich heraus.

Und der Kreis kann die äußere Situation nicht ändern. Das kann der Kreis nie – und darum geht es auch nicht. Das ist eine andere Ebene.

Der Kreis hat hauptsächlich folgende „eingebaute“ Wirkmechanismen:

  • Sich Zeit nehmen zum Entschleunigen
  • Zur Ruhe kommen
  • Sich selbst Reden hören
  • Raum haben, beim Reden hören Erkenntnisse und Zusammenhänge aufsteigen zu lassen
  • Aufmerksamkeit und Wohlwollen zu erfahren
  • Bezeugt zu werden
  • Raum, mich authentisch auszudrücken
  • Experimentierraum für sicheres Ausdrücken (neuer Selbstbotschaften)
  • Ans Licht bringen von Dingen, die ich lieber sonst nicht anspreche und erleben, dass es sicher ist
  • Impulse durch das Leben von anderen zu erhalten
  • Möglichkeit zum Perspektivwechsel
  • Verbindung spüren
  • Mich in die Wertschätzung und Liebe zu begeben, Tragen zu lassen
  • Sich als Teil einer Gemeinschaft fühlen
  • Schwesternschaft statt Konkurrenz

Bei noch nicht gelockerten großen Themen kann es sein, dass die eingebauten Wirkmechanismen, die Scham aufzulösen durch aussprechen, die Wertschätzung, der sichere Raum, das Erkennen von etwas Neuem im Gesagten, einem Ansatzpunkt, das Aktivieren der inneren Weisheit (für die ich aber erst ein Aufnahmemechanismus haben muss, die ich erst üben muss, zu hören), nicht wirken.

Heilungsweg

Das heißt, die tiefsten, noch fest verankerten Lebensthemen sind am schwierigsten aufzulösen und das trifft besonders zu, wenn ich noch keine Tools und Mechanismen für meine eigene Heilung gelernt habe und noch keine Erfahrung mit meiner Heilung habe. Das ist normal.

Bei Themen, die noch fest verschnürt sind, bei der die Frau, die sie trägt noch keinen Ansatzpunkt sieht, teilt sie das Leiden daran und das geht dadurch nicht weg. Ich Nora, kann in meinen Sharings hören, wo ich stehe (und oft auch, wo ich ansetzen könnte). Allerdings ist das, was ich an dieser Stelle mit  Hören meine, eine Fähigkeit, die meistens erst gelernt werden muss. Nämlich die Gefühle und Gedanken nicht als in Stein gemeißelt und wahr anzunehmen. Sie sind wahr in dem Sinne, dass ich sie real fühle. Aber sie sagen nicht das aus, was sie vorgeben, auszusagen. Wenn ich das gewöhnt bin, dann kann ich Gefühle und Äußerungen so „hören“ und dann etwas damit tun. Das sind aber Fähigkeiten die wir nicht beigebracht bekommen in der Mainstreamgesellschaft.

Hier ist immer eine eigene Handlung und Beschäftigung der Frau nötig, um das aufzulösen. Das geschieht nicht automatisch im Kreis. Aber im Kreis kann es manchmal gelebte Vorbilder dafür geben.

Wenn wir im Kreis oder danach die innere Beschämung, Kleinreden, Beschimpfung wieder aufnehmen und fortsetzen dann lockert sich da nichts bei dem Schmerzthema. Dann nutzen wir aus dem Verwundungsthema heraus den heilsamen Raum ungewollt für das Bestätigung der Verletzung und des negativen Selftalks.

Mir ist allerdings keine Methode bekannt, die die Schritte, die für Heilung notwendig sind, automatisch eingebaut hat, dass sie von alleine geschehen.

Hier hilft nur, zusätzlich zum Kreis an diese Themen so ran zu gehen, dass sie heilen können.

Und oftmals hilft dazu eine einzige Modalität nicht.

Und alle HeilerInnen können nur versuchen zu helfen, den Punkt zu sehen und zu fühlen, um den es geht. Dabei tut jede ihr bestes. Aber es ist nicht von außen zu steuern und von innen auch nicht durch Willen.

Es ist aber auch bei kleineren Themen normal, dass nicht allein das im Kreis sitzen, sie in Wohlgefallen auflösen lässt. Der Kreis ist der gesunde Raum, der Freiheit beinhaltet. Das Setting, das das Erkennen und die Heilung bestärkt und mutwillige Verletzungen von außen ausschließt. Die Schritte zur Heilung muss ich immer selbst gehen und es gibt keinen Automatismus von Schritten und Worten, die alles auflösen.

Aber wenn mensch erstmal viele kleine Ansatzpunkte gefunden und in sich verankert hat, wird es meistens so so so viel leichter.

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