Von den einsamen Frauen #12

Du habest Durst, sagtest du. Ich ließ Eis in deinem Schälchen schmelzen. Du habest Hunger, sagtest du. Ich stellte das Schälchen ans Fenster, damit der Mondschein sich mit der Schmelze vermengte. Dir sei kalt, sagtest du. Ich erzählte dir Geschichten, bis selbst dein Kummergesicht mir glaubte. Jetzt, wo du auf meinen Worten im Wind geritten bist, sieh nach dem Mondwasser. Schhhht…jetzt ist die Zeit nicht für das Aber, schweig still und schau hinein. Was liest dir das Wasser aus den Augen? Freilich, es weiß vom Fortgehen der Mutter, dass das Geld nicht reicht und die Türe klappert. Weiß aber auch, wie sie nachts an deiner Bettkante wacht, ja, freilich. Still, sieh genau hin. Im Wasser der Glanz kennt alle deine Namen. Frag nur, es sagt dir auch den unbekannten, der deine Welt verwandelt. – Und jetzt ist’s gut, wir essen Suppe, Kind.

Maria, Dezember 2022

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