Von den einsamen Frauen #8

Die Vogelschwärme webten ein Netz in den Abend. Sie fingen die Stückchen von dir ein. Ich habe sie aus dem See über deinem Brustkorb gefischt und auf meine Finger gerollt. So warm war meine Hand, ich wollte sie nicht gehen lassen. Doch du musstest aufgedröselt werden in die Luft. Als hätten sie nie etwas anderes getan, schwammen deine Teile durch die Dämmerung in das Vogelnetz. Ich habe es gesehen. Die Frau im Fensterrahmen kannten sie nicht mehr. Was zählte, war das Fortgetragen-werden. Ich wollte sie rufen, aber die Stunde war zu blau. Ich wollte mich umdrehen zu deinem Bett, doch deine Stille lag mir schwer im Kreuz. Ich: das war der Blick am Fenster, die Hände auf dem Sims. Von diesem Fleck aus musste ich mein ganzes Leben spinnen. Sinnlos, die Fäden nach dir auszuwerfen, wusste ich. Die Vögel aber legten den Himmel in Wellen. Sie zogen nach Süden. Wie du. Und so ließ ich es gut sein.

 

Maria, Oktober 2022

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