Jul und Dezember: Fokus auf die Wiederkehr des Lichts oder die Dunkelheit – was hilft uns?

Achtung Spoiler: in diesem Artikel geht es nicht um eine goldene Mitte

Im Dezember und zum Jahreskreisfest Jul, stehen wir vor einer Wahl: Feiern wir die Dunkelheit oder die Wiederkehr des Lichts? Wie gewichten wir Dunkelheit und Licht im Dezember im Jahreskreis?  Entzünden wir immer mehr Lichter bis zum 21. Dezember, um die Dunkelheit zu vertreiben, oder zelebrieren wir sie gerade?

Diese Frage spiegelt zwei grundverschiedene Sichtweisen wider:

  • Die eine Perspektive fokussiert auf das Kommende, das Positive und blickt nach vorn – symbolisiert durch das Lichterfest und das erstarkende Licht.
  • Die andere richtet den Blick auf das Jetzt, das unmittelbar Erlebte – in diesem Fall die Dunkelheit.

Welche dieser Perspektiven ist die ‚richtige‘, und warum unterscheiden wir uns hierbei so stark?

Ein dunkler Winter ist ein Mosaik aus unzähligen Momenten und individuellen Erlebnissen, gefärbt durch die Brille unserer eigenen Gedanken und Erfahrungen. Und das führt dazu, dass wir die entweder die Dunkelheit oder das Licht mehr betonen.

Beide Sichtweisen haben ihre Berechtigung. Beide zu erkennen und zu würdigen, erlaubt uns Vielfältigkeit zu feiern und davon zu profitieren und daran zu heilen.

Wenn Luise* sagt, das Wesentliche am Dezember sei die Wiederkehr des Lichts, und Jenn sagt, es sei die Dunkelheit, dann können sich aber beide missverstanden fühlen.

Wir alle kennen die Erfahrung, beschämt zu werden, wenn unsere Sicht als falsch abgetan wird. Dieses Gefühl dass es eine falsche Antwort gäbe, die man ausschließen muss. Dass es nur eine ‚richtige‘ Perspektive gibt und es wichtig ist, es richtig zu machen – das hindert uns daran, Vielfalt als bereichernd zu erleben.

Es ist schwierig, alle Sichtweisen als gleichermaßen gültig anzuerkennen, besonders wenn wir uns aus guten Gründen für eine bestimmte entschieden haben. Oft liegt der Grund für unsere Wahl in der Überzeichnung der anderen Perspektive. Und aus der Innensicht ist das schlüssig und richtig.

Aber betrachten wir die Sache genauer: Sowohl die Fokussierung auf das Licht als auch auf die Dunkelheit kann ins Extreme getrieben werden. Die reine Konzentration auf das Licht kann in Schönfärberei und Selbstbetrug münden, während ein Übermaß an Fokus auf die Dunkelheit in Schwermut und Resignation führen kann. Jede der beiden Frauen könnte die Perspektive der anderen als übertrieben und destruktiv empfinden.

Für die eine mag der Fokus auf das Positive und Langfristige genau richtig sein, für die andere hingegen der Blick auf das Jetzt und die Dunkelheit.

Tatsächlich starten wir alle von unterschiedlichen Punkten im Leben und mit verschiedenen Charakteren, weshalb wir auch unterschiedliche Sichtweisen benötigen, um zum gleichen Ziel zu gelangen.

Die Frage, ob Licht oder Dunkelheit, hängt also von der individuellen Situation ab. Was für die eine heilsam ist, kann für die andere belastend sein.

Was gedanklich komplex erscheint, kann sich emotional jedoch auch ruhig und einfach anfühlen. Indem wir die Beziehungsebene und den Menschen berücksichtigen, widerstehen wir dem gedanklichen richtig-falsch-Denken und erleben echte Verbindung und Bereicherung durch Unterschiedlichkeit.

Denn die Zeiten, in der alle die gleiche Weltsicht diktiert bekommen haben, sind vorbei. Und jetzt ist es an der Zeit, die Sicherheit und Bereicherung durch die Individualität zu erleben, wie wir verschieden sein können und uns nah und verstanden fühlen. Die Erkenntnis, dass unterschiedliche Perspektiven nicht gefährlich, sondern bereichernd sind, stärkt unsere innere Sicherheit. „Ich bin ok, du bist ok. Wir sind hier sicher.“ Dieses Bewusstsein ist eine Medizin, die wir alle brauchen können. Egal ob im dunklen Dezember oder im Lichtvollen.

(* die Namen sind frei erfunden)

P.S: Podcastbeitrag zu Yul als Dunkelheitsfest – ich bin nämlich im Team Dunkelheit 😉

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