Trigger

Wir kennen es alle – manchmal bemerken wir es und manchmal nicht. Wir reagieren auf etwas sehr stark – mit Ablehnung, dem Gefühl angegriffen zu sein oder ähnlichem. Wir erleben eine Situation und wie auf Knopfdruck springt etwas in uns an. Etwas starkes – und verwundetes.

Wir haben das starke Gefühl, die andere hätte uns falsch behandelt. Dies oder jenes getan. Und doch ist ein Trigger. Etwas, was nichts mit der anderen zu tun hat.

Und das zu erkennen – wieder und wieder und wieder – kann eine Lebensspanne brauchen. Oder sich so anfühlen.

Eine andere sagt oder tut etwas. Und für unser Gehirn ist es in diesem Moment die Wiederholung einer Verletzung. Einer alten Wunde. U n a b h ä n g i g  davon, was die andere gesagt oder gemeint hat. Wenn wir Verletzungen davon getragen haben – und das haben wir – dann gewöhnt sich unsere Psyche an, die Welt durch diese Verletzung zu sehen und zu definieren. Wenn meine Grundthema Mangel ist sehe ich alles aus der Mangelbrille. Wenn ich ausgeschlossen wurde und scannt mein Gehirn alles auf „die wollen mich ausschließen“, wenn ich nicht gesehen wurde auf „keiner sieht mich“. Eine Verletzung kann so groß sein, dass sie unser ganzes Denken bestimmt, formt. Tatsächlich ist das sehr häufig.

Wir wissen, dass unterschiedliche Menschen die gleiche Situation unterschiedlich erleben und bewerten. Das ist auch im Kreis so und in Gemeinschaften. Und es hat was damit zu tun, wie wir die Welt sehen und erleben- wieviele Trigger wir haben, durch welche Brille wir sehen.

Jede Wahrnehmung der Situation ist für die jeweilige Person stimmig und logisch und kann doch komplett abweichen und unvereinbar mit der einer anderen erscheinen.

Weil wir die Welt durch unser Denken  wahrnehmen. Und dieses Denken eben eine Vorprägung hat. Manchmal ist das nur allgemein und dann stört es uns meistens nicht.

Der Schmerz ist real. Aber der Auslöser nicht (mehr).

Und hier kommt die Triggerwarnung. Bitte nur weiterlesen, wenn du gerade emotional stabil bist. Benennung von Situationen oder Gefühle kann diese triggern.


Aber der Trigger ist die schmerzende konkrete blitzartige Ausformung dessen: Aufeinmal werde ich angegriffen / missverstanden / überrollt / abgelehnt / ausgeschlossen / für falsch befunden. Sehr schmerzende Erfahrungen. Und das Schwierige ist: ja, es gab Situationen in denen das so war und ja es kann Situationen geben, die so sind. Und dann wäre eine klare Handlung, Abgrenzung (oder Gegenangriff?), Schutz und ähnliches nötig. Bloß dass unsere Verletzungen bewirken, dass nicht jede Situation, die wir so wahrnehmen, auch so ist.

Hier im Kreis können wir felsenfest darauf bauen, dass die andere uns wohlgesonnen ist.

Das ist unser Anker, zu dem wir immer wieder zurück kehren können.

Während wir einen Trigger erleben ist das schwer – das weiß ich. Es ist in Ordnung erst das zu erleben und für wahr zu halten, was der Automatismus uns mitteilt. Es ist ja in Ordnung auf die eigenen Sinne zu vertrauen. Und getriggert zu sein heißt auch nicht, dass man was falsch gemacht hat. Meiner Erfahrung nach hilft es, wenn es in sicherem Rahmen möglich ist, die Emotion rauszulassen, die ausgelöst wurde. In unserem Fall hier ist der sichere Rahmen aber zu dem der, der die andere nicht angreift oder die Sicherheit des Raums verletzt. Das könnte sein: Es Nora erzählen (sofern Nora nicht die Auslöserin war, sonst einer anderen). Es aufzuschreiben für dich selbst.

Und dann aber versuchen, einen Schritt zurückzutreten. Das was du fühlst ist wahr. Es ist schmerzhaft. Aber es ist nicht wahr in dem Sinne, dass die andere dich angegriffen / abgelehnt etc hat. Sondern wahr in dem Sinne, dass du dies so erlebst.

Ich bin ganz sicher, dass die andere Schwester dir keinen Schmerz zufügen wollte und so gehandelt und kommuniziert hat wie es ihr in dieser Situation entsprach und möglich war – und dir wohl gesonnen ist.

Wenn du diesen Gedanken als wahr annehmen und fühlen kannst, hat der Trigger weniger Macht.

Letztendlich sind diese Trigger Schutzmechanismen.

Wir passen so sehr auf, dass uns das erfahrene Leid nicht wieder passiert – dass wir sofort anspringen, wenn etwas das gleiche Wort, eine ähnliche Mimik oder irgendetwas anderes geringfügig ähnliches beinhaltet. Oder wir sind noch so stark in der Wunde verfangen, dass wir in gar nicht so kleinen Teilen selbst daran glauben, dass dies der Normalzustand ist und immer wieder passieren wird. Auch dann sind wir da über-aufmerksam unser Gehirn springt auf kleinste Ähnlichkeiten an.

Bei einem Trigger sind also immer deine Gefühle wahrhaftig – Kellergefühle. Gefühle, die nicht aus dieser Situation kommen, sondern aus einer anderen, weit zurückliegenden. Und der Auslöser, das was du im Trigger benennen kannst, was die andere aber getan hat, unwahr. Ein Trigger ist sehr schmerzhaft aber nicht in der Verantwortung der Auslösenden. Und das ist genau der Punkt, der echt schwer zu sehen ist. Und der Punkt an dem ein Trigger Kommunikation und Gemeinschaft zumindest herausfordert: denn die andere kann sich nicht wirklich für etwas entschuldigen, was sie nicht getan hat. Und wenn die Verletze die Auslösende angreift (was für die Verletze während des Triggers völlig richtig erscheinen kann), wird der anderen Schwester Unrecht getan und die Kreisregeln verletzt.

Aber ohne dass das irgendjemand wollte.

Wir leben in einer unperfekten Welt. Wir sind alle verletzt. Wir alle können Trigger erleben. Auch im Kreis.

Und es braucht von allen große Aufmerksamkeit (und auch Kraft), um so damit umzugehen, dass es keine neuen Verletzungen gibt.

Im Kreis hilft uns die Tatsache, dass wir nicht auf die andere antworten dürfen und nicht über die andere reden dürfen. Und dass wir alle im Kreis sehr aufmerksam sind, was unsere Äußerungen angeht und die Kreisenergie.

Trotzdem kann es mal passieren. Im Kreis oder im Austausch und Miteinander ohne Kreisformat.


Folgendes ist mein Vorschlag, damit umzugehen:

Die Person, die gerade Kellerschmerz erfährt (sie lehnt mich ab, sie hat mich angegriffen, ich werde ausgeschlossen, sie kann mich nicht leiden, ich genüge nicht, gehöre nicht dazu, oder ähnliches) sagt zu einer DRITTEN – nicht zu der vermeintlichen Auslöserin:

Es schmerzt mich, dass ….

Ich fühle …

Das triggert mich.

Und die Dritte antwortet:

Ich sehe deinen Schmerz.

Du bist richtig. Die (zweite) ist richtig.

Das Problem hierbei ist leider, dass es sich für die Verletze anfühlen kann, als würde eine Angreiferin in Schutz genommen. Das  ist das, was uns der Trigger sagt, beruhend auf der ersten Situation in unserem Leben, die diesen Trigger erschuf. Und dass es sich so real schmerzend anfühlt und alles in uns sagt: Es ist so und die andere ist schuld. Wenn wir ganz dieser Logik verhaftet bleiben, gibt es keine Lösung.

Hier im Kreis können wir felsenfest darauf bauen, dass die andere uns wohlgesonnen ist.


Wir können hier ein Fundament zu bauen um den Kreis zu stärken:

  • In dem wir uns immer und immer wieder bestätigen, dass wir uns wohlgesonnen sind und uns sehen und respektieren
  • In dem wir Heilsitzungen für Verletzungen uns anbieten (z.B. mit Reiki oder durch Kerze anzünden und Chanten), wenn wir verletzt sind und getriggert
  • In dem wir rituell unsere Absichten und die Grundlagen des Miteinanders hier immer wieder stärken
  • In dem wir über Kommunikatin und Trigger und Emotionen reden und Bewusstsein üben, so lange es uns gut geht (und nicht erst, wenn es einen schmerzenden Anlass gibt)
  • Und alles, was uns noch einfällt


Achtung: due Liste, die dieser notiz folgt, listet unangenehme Gefühle


Kellergefühle

Die beim Trigger hochkommen

Gefühle, die real sind, aber nicht aus der jetztigen Situation entstehen, sondern aus dem Keller kommen:

* Abgelehnt werden

* Ausgeschlossen werden

* Verstand/ Wert / Logik abgesprochen bekommen

* Ins Unrecht gesetzt werden

* Beschämt werden

* Die Liebe verweigert bekommen / ungeliebt sein

* Entmachtet

* Angegriffen

* Hintergangen

* ausgeliefert

P.S. irgendwie besteht die Liste oben nicht wirklich aus Gefühlen – mir scheinen Gefühlsworte zu fehlen – oder ein besseres Wort statt „Gefühl“?


Woher weiß ich, dass sie nicht aus der jetztigen Situation kommen, dass dies nicht ein Angriff ist, vor dem ich mich schützen muss (alles in mir sagt mir das)?

Weil dies ein sicherer Raum ist und alle dir wohlgesonnen sind.

(ja, auch wohlgesonnener und besonnener als in deiner Herkunftsfamilie)

Ich weiß, dass es in dem Moment schwer zu glauben ist, dass dieser Raum sicher ist und die Schwestern dir zugewandt sind – aber das ist wahr. Und du hast es oft gefühlt. Je bewusster wir es fühlen, wenn es uns gut geht desto mehr können wir uns daran festhalten, wenn es uns nicht gut geht

Und ja – es ist für alle, die solche Trigger haben nicht leicht. Das ist normal. Das ist der gängige Heilungsweg. Wir haben es anders gelernt, dass wir eben nicht vertrauen können – und jetzt gilt es es hier neuzulernen und in der weiten Welt zu schauen, was dort angemessen ist und auf welche Weise.

Was sagt mir das für Situation außerhalb des Kreises

Gute Frage. Dort gibt es auch viele Situationen, die ungewollt getriggert sind. Aber es gibt – je nach deinem Umfeld auch die Situationen, die übergriffig und verletzend sind. Und die Unterscheidung ist eine Kunst, die viel Übung erfordert und eine 100% Trefferquote ist uns als Menschen vermutlich unmöglich.
Je mehr wir bei uns sind -Zugriff auf unsere Intuition haben in unserer Kraft stehen, desto klarer wir der Unterschied.


Bitte siehe auch andere Beiträge in der Rubik All things Circle.


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