Von Sonderbar und ausgeschlossen zu kraftvoll: warum es für jede  Frau  heilsam sein kann von der queeren Community zu lernen

Dein Schmerz „nicht genug, irgendwie falsch“

Wirklich viele Frauen hadern damit, (nicht) richtig zu sein, die Rollen und Aufgaben zu erfüllen, hineinzupassen. Es ist ein sehr schmerzhaftes Dauerbrennerthema. Diesem Bild von glückliche Beziehung, Kinder, Berufliche Erfüllung – während man super viel geregelt bekommt und gleichzeitig tiefenentspannt ist, zusammen mit  zehntausend anderen Ansprüchen sind allgegenwärtig und so oft sehr schmerzhaft. Weil sie mit Scham einhergehen. Nicht gut genug zu sein, die Ansprüche nie zu erfüllen. Nie dieses oder jenes zu sein und damit nie Glück erleben zu können oder nie diesen oder jenen Status erreichen zu können. Das ist übrigens das, was es in der Realität bedeutet, im Patriarchat zu leben. Genau darum geht es – um diese Unmöglichkeit die Rollen zu erfüllen, alles zu sein, den Wert zugeschrieben zu bekommen bei Erfüllung von Rollen und Standards – das ist tief verwoben in unsere Gesellschaften – das ist das Patriarchat. (Lesetipp: Die Erschöpfung der Frauen).

Für manche Frauen macht es sich an diesen klassischen äußeren Rahmen-Definitionen wie Karriere, Familie, Auftreten fest, für andere an anderen Themen an Zwischentönen im Alltag.

Die Gemeinsamkeit

So – und was hat nun all das mit der queeren Bewegung zu tun und vor allem mit dir – wenn du doch nicht queer bist? Viel. Denn die queere Bewegung zeigt uns allen eine Blaupause, wie wir damit umgehen können.

Stell dir mal für einen Moment vor, du bist ein Mensch, der nicht hineinpasst in die gesellschaftliche Mainstream-Definition von Sexualität oder Geschlecht. Das ist genau dieser „Rollen nicht erfüllen können Punkt“, der so schmerzhaft ist. Diese Gefühl von „mit mir ist etwas falsch“, das die Gesellschaft vermittelt.  Vielleicht sagst du jetzt: ach komm, wir haben 2022, Queerness ist normal. Ja und nein. Erstens ist es immer noch lebensgefährlich, auch in Deutschland und zweitens muss durch diesen Prozess jeder queere Mensch (der sich selbst eingesteht queer zu sein), durch – egal welches Jahr wir schreiben.  Tatsächlich ist aber heute für diesen Prozess mehr Unterstützung und mehr Information zur Verfügung in unserem Teil der Welt als jemals zuvor – da hat sich viel geändert auch an der so wichtigen Sichtbarkeit. Aber die Herausforderung bleibt real: Das Gefühl, etwas stimme nicht, man genüge nicht. Und dieses Gefühl kennst du vielleicht auch als hetero Cis-Frau. Vermutlich nicht in Bezug auf deine Sexualität sondern in Bezug auf andere Aspekte deines Seins: Kinder, Beziehungen, Karriere. Es stimmt nicht, fühlt sich nicht richtig an. Ein Hadern mit Selbstwert. Bin ich verrückt, geht es auch anderen so? Spiritualität, Sensitivität der Sinne, Energiefühltigkeit etc fühlt sich beängstigend an – gefährlich – weit weg vom sicheren allgemeinen Normal. Das „Normal“ scheint der sichere Raum zu sein und aus dem fällst du raus, weil gefühlt zu klein, groß, jung, alt, dick, dünn, schlau, anders-denkend, kreativ, unkreativ bist.

(Kleiner tipp: Es geht nicht alle Rollen zu erfüllen, im „Normal“ wirklich sicher zu sein – das ist der Trugschluss und der Unterdrückungsmechanismus auf dem das System aufgebaut ist).

Oder dein Schmerzpunkt ist das Solosein. Etwas muss verkehrt sein mit dir, wenn du Dauersolo bist, nicht vebandelt, verheiratet. Oder gar: keine Kinder willst oder hast – das stellt oft das ganze Gefühl des „Frau seins“ ins Frage. Das ist der gleiche Schmerz, die gleiche Herausforderung, wie „ich bin anders, ich liebe nicht / nicht nur das andere Geschlecht“.

Und vor allem der Lösungsweg ist der gleiche.

Der gemeinsame und erprobte Lösungsweg

Zu erkennen, dass die Mainstream-Realität, die Definition von normal, der innere und äußere Anspruch nicht der Nabel der Welt ist. Dass eben sich nicht der Erdboden auftut und einen verschlingt, wenn man anders ist. Dass eben nicht, man vom Blitz niedergestreckt und von allen verachtet wird oder es ein ewiges Leben in Schande bedeutet. Die Definitionsmacht dieses Außen abzulehnen – auf gesunde Weise. DIE LGBTQ+ Bewegung hat das immer mit drei wichtigen inspirienden Schritten im Außen getan:

Die Abwertung umzukehren in die eigenes Stärke, in etwas, auf das mensch stolz ist

Kraft in der Gemeinschaft zu suchen – gemeinsam diesen Weg zu beschreiten.

Damit sichtbar zu werden für Andere – als alternative Rolemodel

Und das sind auch genau die drei Bereiche, die auch andere gesellschaftliche Gruppen nutzen. Denn sie funktionieren. Und für all die, die sich aufwachsend als zum Mainstream zugehörig gefühlt haben oder dort hin definiert wurden, übersehen oft diese Schritte und die Kraft dieser Schritte.

Das bedeutet für dich

Denn das würde ja bedeuten, dass ich vielleicht doch nicht in diesen Mainstream gehöre, der dort Sicherheit und Anerkennung verspricht und so lange das optional ist, schwelt es als meist als Dauerwunde von Unsicherheit („wenn die anderen wüssten, wie es in mir aussieht…“), nicht genug fühlen und Versagensgefühlen.

Wenn ich die den Schritt gehe von: 1. Ich bin anders, und 2. ich bin stolz darauf, kann ich mich von einiger Schwere davon lösen.

Erstens und zweitens steht da, weil es meist ein zeitlicher Prozess ist. Erst kommt das Anerkennen: Ich bin anders. Das ist nicht zwingend sofort positiv, aber endgültig, klärend. Ich bin so und so.

Und dann aus „so und so“ eine Tugend machen: etwas, worauf du stolz bist.

Und eine Community dazu suchen von Menschen, die dich darin unterstützen, die vielleicht ähnlich sind. Das wären dann wir hier im Schwesternkreis. Egal was du bei „so und so“ eingefügt hast.

Und irgendwann stolz damit auf der Straße zu tanzen: Seht her, ich bin dieses hier – das bin ich – und das ist in Ordnung. Ich bin gesegnet, ein Kind der Göttin, ein Mensch, menschgewordene Liebe und Magie. Ich bin verdammt nochmal wundervoll.

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